ILS-JOURNAL
© ILS / Carsten Nawrath
ILS-JOURNAL Nr. 2/2016
Die Dynamik gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen ist rasant. Um auf die grenzüberschreitenden Verflechtungsprozesse, die wachsende Komplexität und aktuelle gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Herausforderungen zu reagieren, sind vielfach neue Akteure und Formen der Kooperation, des Austauschs, aber auch Perspektivwechsel oder gar Brüche mit bisher Bewährtem nötig. Das spielt auch in der Stadtforschung sowie der Planung und Entwicklung unserer Städte eine wichtige Rolle. Forschung kann dabei Impulse setzen, den Blick für neue Fragestellungen öffnen und innovative Ergebnisse erzeugen, aber wirksam werden wissenschaftliche Erkenntnisse erst im gesellschaftlichen Umsetzungsprozess.
Wie aber entsteht „Neues“ im städtischen und planerischen Kontext? Das untersucht das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Empirische Planungskulturforschung in schrumpfenden Städten und Stadtregionen“. Es geht der Frage nach, inwiefern der Übergang von einer wachstumsorientierten zu einer auf Schrumpfungsprozesse ausgerichteten Planung zu einem Wandel lokaler und regionaler Planungskulturen führt. Untersucht werden dabei die Wechselwirkungen zwischen handlungsleitenden Werten, Normen, Bedeutungszuweisungen und Wahrnehmungsmustern der Akteure auf der einen und neuen Planungskonzepten, -instrumenten und -verfahren auf der anderen Seite.
Im Feld der anwendungsbezogenen Stadtforschung wird Neues vielfach über erfolgreiche Praxisbeispiele und nachahmenswerte Modellvorhaben initiiert und weitergegeben. Eine interessante methodische Erweiterung im Kontext der nachhaltigkeitsorientierten Transformationsforschung stellen überdies die sogenannten „Reallabore“ dar, die überwiegend auf lokaler sowie kommunaler Ebene ansetzen. Die Idee des Reallabors überträgt den naturwissenschaftlichen Labor-Begriff in die Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Städte, als Brennglas und Laboratorien gesellschaftlicher Entwicklungen sind hier von besonderem Interesse. Sie bieten Projektionsfläche für Neues und stellen zugleich reale Versuchsräume für laufende und künftige Veränderung(en) dar. Der Ansatz der urbanen Reallabore versteht sich als ergebnisoffener Prozess, in dem sich Wissenschaftler/innen zusammen mit Praktiker/innen aus Kommunen, Sozial- und Umweltverbänden oder Unternehmen in konkrete Veränderungsprozesse begeben und gemeinsam neue Kooperations- und Handlungsformen sowie Lösungswege ausloten und erproben. Das gemeinsam mit der Sozialforschungsstelle an der TU Dortmund und dem Wuppertal Institut realisierte Projekt „KoSI-Lab – Kommunale Labore sozialer Innovation“ untersucht anhand von zwei urbanen Reallaboren in NRW, wie sich kommunale Entwicklung auf kooperative Weise und durch neue soziale, praxisnahe Lösungen initiieren und fördern lässt.
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