ILS-JOURNAL
© ILS / Carsten Nawrath
ILS-JOURNAL Nr. 2/2015
„Die Zukunft der Menschheit entscheidet sich in Städten“ – in Politik, Medien und Gesellschaft ist dies fast schon ein Glaubenssatz. Trotz einiger kritischer Stimmen zur Unschärfe des wissenschaftlichen Konzepts der Urbanisierung und der Validität des von internationalen Institutionen veröffentlichten Datenmaterials zur urbanen Bevölkerung besteht kein Zweifel daran, dass in Zukunft immer mehr Menschen in städtisch geprägten Siedlungsräumen leben werden. Die Urbanisierung wird zu Recht als einer der großen Vektoren des globalen Wandels bezeichnet und das zu Beginn des 21. Jahrhunderts Beobachtete unterscheidet sich von früheren Verstädterungsphasen in Maßstab und Dynamik markant. Die Weltbank schätzt, dass etwa ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung auf nur 0,3 % der Gesamtfläche des Planeten erbracht wird. Megaurbane Regionen wie New York und Tokio erwirtschaften ein höheres Inlandsprodukt als Kanada oder Spanien. Das Bevölkerungswachstum vieler Metropolen des globalen Südens ist rasant und übersteigt zum Teil Werte von über 2 % pro Jahr. Städte werden zugleich für drei Viertel des weltweiten Ressourcenverbrauchs und 80 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich gemacht, obwohl die bebauten Flächen schätzungsweise nur etwa zwei bis drei Prozent der Landfläche der Erde beanspruchen.
Die Wirkungen dieser ungeahnten räumlichen Konzentration von Menschen, Kapital, Wirtschaftsleistung und baulichen Artefakten auf unser soziales Zusammenleben, die regionalen und globalen Umweltbedingungen und die Ökonomie sind kaum absehbar und ein Ende dieses Prozesses ist nicht in Sicht. Es verwundert daher nicht, dass die Bewertungen der Urbanisierung äußerst ambivalent ausfallen – anzutreffen sind große Hoffnungen wie auch vielfältige Ängste und Befürchtungen. So gelten Städte als Kristallisationspunkte des sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Fortschritts, als „Labore der Zukunft“. In ihnen lassen sich das Wohnen und Arbeiten, die Bildung und Versorgung ressourcensparender realisieren als in ländlichen Gebieten. Zugleich sind sie Orte, an denen Armut, soziale Ungleichheit, Unsicherheit und Konflikte sowie die ökologischen Folgewirkungen von ressourcenintensiven Lebens- und Konsumstilen offenbar werden.
Inhaltsverzeichnis
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