Nachwuchsförderung im ILS – Dissertationen 2023

Wohnstandortentscheidungen im wohnbiografischen Ansatz
Welche Bedeutung hat der Ort der Kindheit und Jugend für die Wohnstandortentscheidung im späteren Lebensverlauf? Wovon hängt es ab, ob man dorthin zurückkehrt? Und welche Rolle spielt dabei die Nähe zu Familienangehörigen? Solchen und ähnlichen Fragestellungen geht die Dissertation von Dr. Janna Albrecht nach. Dafür werden Befragungsdaten genutzt, die Wohnbiografien von Familienangehörigen dreier Generationen beinhalten. Die statistischen Analysen verdeutlichen vor allem die Komplexität und Wechselwirkungen zwischen der Wohn-, Partnerschafts- und Familienbiografie. Es zeigt sich eine enorme Stabilität der Wohnstandorte über den individuellen Lebensverlauf und sogar Generationen hinweg. Einige deskriptive Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Befragten sich bei der Wohnstandortentscheidung ähnlich verhalten wie ihre Eltern. Zudem wird festgestellt, dass für die Wohnstandortentscheidung eines Paar- bzw. Familienhaushaltes die familiären Netzwerke des Haushaltes wichtig sind, es dabei aber einen Unterschied macht, ob es die Familie der Frau oder des Mannes ist. Die weiteren Ergebnisse zeigen, dass räumlich betrachtet auch der Bildungsinfrastruktur und dem spezialisierten Arbeitsmarkt eine große Bedeutung zukommt.

Neue methodische Ansätze zum Monitoring urbaner Nachhaltigkeit
Die Dissertation betont die Herausforderungen, die durch die globale Migration und das urbane Wachstum im 21. Jahrhundert entstehen, und hebt ihre Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung von Städten hervor. Sie erkennt an, dass Städte sowohl bei der Manifestation von Problemen als auch bei der Entwicklung von Lösungen im Mittelpunkt stehen. Diese Arbeit erforscht das Potenzial neuer technischer Ansätze, insbesondere datengetriebener Methoden und räumlicher Analyseverfahren, zur Verbesserung des Monitorings urbaner Nachhaltigkeit. Drei Forschungsschwerpunkte wurden im Rahmen dieser Arbeit ausgewählt und in Teilstudien untersucht, die das Potenzial zur Transformation im Bereich der nachhaltigen Stadtentwicklung aufzeigen: die Dynamik des urbanen Wachstums, die bestehenden Mobilitätsstrukturen und die urbanen Ankunftsräume. Die Erkenntnisse aus dieser Forschung unterstreichen die Bedeutung neuer Technologien für die Analyse und das Verständnis lokaler städtischer Phänomene sowie die entscheidende Rolle der gewählten räumlichen Analyseebene. Zudem wird gezeigt, dass die zunehmende Verfügbarkeit von Open Data und Open-Source-Komponenten die Entwicklung von neuen Instrumenten und deren grenzüberschreitende Anwendung ermöglicht.

Alltagsmobilität älterer Menschen im Kontext räumlicher und klimatischer Umwelt
Die Alterung der Bevölkerung und eine Veränderung der klimatischen Bedingungen werden das Leben in den Städten weiterhin bedeutungsvoll prägen. Die Alltagsmobilität und Lebensqualität einer alternden Gesellschaft zu erhalten und zu fördern gilt dabei als große Herausforderung. Im Kontext theoretischer Überlegungen der Öko-Gerontologie ging Kerstin Conrad in ihrer Dissertation der Frage nach, welche personen- und umweltbezogenen Aspekte für die Förderung und Sicherung der Alltagsmobilität im höheren Lebensalter von Bedeutung sind. Kurz zusammengefasst lässt sich aus den Ergebnissen schließen, dass viele vorliegende Befunde bestehende Erkenntnisse zur Alltagsmobilität älterer Menschen bekräftigen: Das Zufußgehen ist von enormer Relevanz für eine selbstbestimmte Mobilität im Alter. Fußläufige Erreichbarkeiten sowie eine individuelle Präferenz für das Zufußgehen stehen mit der Alltagsmobilität im engen Zusammenhang. Darüber hinaus wird auch klimatischen Aspekten wie Hitze und Kälte eine bedeutsame Rolle zugeschrieben. Die Arbeit schließt mit zukunftsweisenden Anregungen für Forschung und planungsrelevantes Handeln. Insbesondere der stark interdisziplinäre Forschungszugang zum Themengebiet der Mobilität im Alter zeichnet die Dissertation aus.