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Fokusprojekt „Cities under Pressure (CuP): Sustainable Urban Growth Management in Europe“
Auftrag:Eigenforschung
Laufzeit:01/2018 – 12/2020

Die Umsetzung einer nachhaltigen Stadtentwicklung unter zunehmendem Wachstumsdruck erfordert ein gut abgestimmtes Urban Growth Management (UGM). Darunter sind Maßnahmen und Strategien zu verstehen, die darauf abzielen, die städtische Landnutzung im Sinne einer nachhaltigen Flächenentwicklung zu steuern, um einer weiteren Zersiedelung entgegenzuwirken und somit eine nachhaltige Stadtentwicklung zu gewährleisten. Es wird auch als smart growth bezeichnet.

UGM hat eine lange Tradition in einigen US-amerikanischen und europäischen Städten und ist untrennbar mit der Idee der nachhaltigen Entwicklung von Städten und Regionen verbunden. Dabei ist UGM nur eins von mehreren Themen unter dem semantischen Dach der Nachhaltigkeit; weitere Ansätze beziehen sich bspw. auf das Mobilitätsmanagement oder die Klimaanpassung. Insgesamt stößt das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auch nach drei Jahrzehnten gesellschaftlicher und politischer Debatten auf Hemmnisse, sobald es um regionale Konzeptionierung und lokale Umsetzung geht. Auch bestehen seine Widersprüche im Hinblick auf das smart-city-Konzept oder die new-urbanism-Bewegung weiterhin. Die aktuellen Debatten im Hinblick auf SDG 11, Habitat III und New Urban Agenda zeigen zudem, dass ihre Umsetzung im Sinne eines maßgeblichen Rahmens für die zukünftige Entwicklung von nachhaltigen Städten und Regionen auf der ganzen Welt mit vielfältigen Problemen verbunden ist (wie z. B. der konzeptionellen und methodologischen Fragen hinsichtlich der Integration von räumlicher Planung und Indikator-basierten Messwerten von Nachhaltigkeit.)

Demzufolge wurden institutionelle und gesellschaftliche Einflüsse auf UGM bisher selten betrachtet. Bei Konflikten, resultierend aus konkurrierenden Landnutzungsaktivitäten (wie z. B. Schaffung von bezahlbarem Wohnraum versus urbaner grüner Infrastruktur) können mittels des UGM-Ansatzes aber Zielkonflikte integriert und gewichtet werden. Weil Entscheidungen meist nicht in einem konsistenten Rahmen mit klaren Zielen und messbaren Indikatoren getroffen werden, sondern sowohl auf einzelnen Akteursinteressen mit unterschiedlicher Verhandlungsmacht beruhen als auch von gemeinsamen institutionellen Regeln und individuellen kulturellen Werten bestimmt werden, impliziert das eine stärker kontextualisierte Analyse der Diskurse, Strategien und Praxen des UGM. Dies führt zu einer großen Vielfalt von territorialen Kontexten, die in vergleichender räumlicher Forschung betrachtet werden müssen. Hier setzt der Fokus des Projekts an, das sich mit der “relational complexity” (Healey 2006) von räumlichen Strategieentwicklungen für mehr Nachhaltigkeit befasst und zu einem besseren Verständnis für die verschiedenen Mechanismen des UGM in unterschiedlichen raumzeitlichen Kontexten führen soll.

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass nicht nur die grundlegenden Treiber für die Zersiedelung variieren, sondern auch, dass Ansätze des UGM (z. B. hinsichtlich der priorisierten Zielsetzung und Instrumentenwahl) stark variieren. Letzteres impliziert eine kontextualisierte Analyse der Diskurse, Strategien und Praktiken des UGM, da sie sich auf eine große Vielfalt von territorialen Gegebenheiten beziehen, die in der vergleichenden Raumforschung berücksichtigt werden müssen.

Auch wenn das Konzept der Nachhaltigkeit als globales Narrativ eine große Relevanz entfaltet, ist seine Umsetzung dennoch an lokalspezifische Kontexte gebunden. In der räumlichen Planung wird das Konzept der nachhaltigen Entwicklung deshalb auch als „travelling idea „ und „meta-consensual policy term” wahrgenommen (Rosol et al. 2017). Innerhalb dieses Forschungsprojekts hinterfragen wir die spezifischen Mechanismen und Logiken der nachhaltigen Veränderung in wachsenden Städten und Regionen, in denen ein effektives UGM unabdingbar ist. Das Hauptziel des Projekts ist es daher, die unterschiedlichen Ansätze, Pfade, Strategien und Kulturen des UGM in dicht besiedelten Städten und Regionen zu analysieren und zu vergleichen, wobei insbesondere die Bedeutung der städtischen und regionalen Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht.

Die leitenden Forschungsfragen lauten:

  • Wie wird das mehrdeutige Konzept der Nachhaltigkeit im Hinblick auf städtisches Wachstum gerahmt, operationalisiert und in Politik und Planung übertragen?
  • Welche Akteure sind für das Agenda-Setting verantwortlich, welche Machtpositionen, Interessen und Motivationen sind entscheidend und wie werden Interessenkonflikte verhandelt?
  • Wie werden leistungsfähige Governance-Systeme für Nachhaltigkeit implementiert?
  • Wie ist die Governance für Nachhaltigkeit in soziokulturelle Kontexte eingebettet und was sind die entscheidenden Unterschiede zwischen Ländern und Städten und
  • wie prägen (effektive) städtische Wachstumsmanagement-Strategien die Stadtgestaltung in städtischen und suburbanen Gebieten?

Das Projekt ist in der Planungskulturforschung verortet und leistet dort einen Beitrag zur konzeptionellen, methodologischen und empirischen Vertiefung der aktuellen Theoriedebatte. Mit dem Erarbeiten eines analytischen Rahmens zur Erklärung von UGM-Herangehensweisen in unterschiedlichen Kontexten möchte das Projekt zum Fortschritt der Planungstheorie beitragen.


Projektleitung:
  • Dr. Mario Reimer

Projektteam:
  • Andrea Berndgen-Kaiser
  • Dr.-Ing. Olivia Kummel
  • Dr. Karsten Rusche

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