ILS-JOURNAL
© ILS / Carsten Nawrath
ILS-JOURNAL Nr. 1/2018
Verstädterung gilt als eine der bedeutendsten Erscheinungen des globalen Wandels. Zugleich ruft das Urbane in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft seit jeher widersprüchliche Bewertungen hervor. Städte werden als Kristallisationsorte des sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Wandels – auch des Fortschritts – wahrgenommen, zugleich gelten sie als Orte, an denen soziale Ungleichheit und ressourcenintensive Lebens- und Konsumstile sichtbar und baulich verfestigt sind. Sie sind für einen Großteil des weltweiten Ressourcenverbrauchs und der Treibhausgasemissionen verantwortlich, versprechen mit ihren größen- und dichtebedingten Effizienzvorteilen aber auch wichtige Beiträge zur Beantwortung der großen Zukunftsfragen der Menschheit.
Die Urbanisierung des frühen 21. Jahrhunderts ist aber nicht nur durch enorme Dynamik, sondern auch durch die Vielgestaltigkeit des Wandels bereits urbanisierter Räume gekennzeichnet. Neben das Wachstum der Städte und Stadtregionen tritt ein Reorganisations- und Restrukturierungsprozess, der nicht selten von Krisen und Konflikten begleitet wird. Im europäischen Kontext und auch darüber hinaus ist Stadtentwicklung zunehmend geprägt von Wachstum und Schrumpfung, von teilräumlichen Aufwertungen und Armutskonzentrationen, von globaler Integration und innerer Peripherisierung, von hochtechnologischer Aufrüstung („smart cities“) und gravierenden baulichen sowie infrastrukturellen Investitionsrückständen. All dies vollzieht sich gleichzeitig und häufig in unmittelbarer räumlicher Nähe.
[« back]