Veröffentlicht am: 30. August 2024

DOKORP 2025: „Grund zum Planen in Zeiten multipler Krisen“

Die 7. Dortmunder Konferenz Raum- und Planungsforschung findet vom 10. bis 12. Februar 2025 an der TU Dortmund statt.

Die DOKORP 2025 ist ausgebucht, eine Anmeldung ist nicht mehr möglich.
Das Programm der DOKORP ist hier zu finden.

Thema der Konferenz

„Bei Planung denkt man üblicherweise an eine vorgreifende Gestaltung der Zukunft. Aber die Zukunft ist und bleibt, auch wenn verplant, unbekannt. In der Komplexität der Planungen sucht man eine Art Sicherheit, die die Zukunft nicht bieten kann.“[1]

In der (westlichen) Raumplanungspraxis wird häufig implizit von relativ stabilen Grundannahmen ausgegangen: Stadt­entwicklung ist vorhersehbar, Eigentum ist robust, Institutionen sind stabil, das Finanzsystem funktioniert und geopolitische und umweltbedingte Einflüsse bleiben weitestgehend stabil. Bei der konkreten Planung von Projekten – Stadterweiterungen, Infrastrukturprojekten, etc. – werden Methoden und Techniken angewendet, die möglichst präzise künftige Bevölkerungsentwicklungen, Verkehrsströme, Hochwasserereignisse vorhersagen und die Grundlage für langfristige Planwerke liefern.

Die aktuellen Krisen rütteln an den Grundfesten einer solchen Annahme von Stabilität. Die Finanzkrise 2008 erschütterte Grundlagen einer wachstumsorientierten Raumplanung, Naturkatastrophen rütteln an Gebietsausweisungen in Risikogebieten, die Pandemie stellte Grundannahmen zum Umgang mit öffentlichen Räumen in Frage. Jedoch stellt sich nach einer kurzen Schockphase wieder Stabilität ein. So wurden etwa wenige Baugebiete nach den Hochwasserereignissen zwischen 1993 bis 2021 tatsächlich rückgenommen. Planung – so scheint es – lässt sich nicht von Krisen beirren. Sie ist robust und generiert damit Stabilität und Planungssicherheit. Oder ist Planung gar unbeirrbar und nicht anpassungsfähig? Sprechen wir bei gesellschaftlichen Herausforderungen zu schnell von Krisen?

Allerdings treten Krisen zurzeit vermehrt und gleichzeitig auf: Klimakrise, Energiekrise, Wohnungskrise ebenso wie heranrückende Kriege, Migrationen, Pandemien, soziale Ungleichheiten, Radikalisierung von Milieus – es sind multiple Krisen, die auch die Raumplanung nicht mehr ignorieren kann und darf.

Was bedeutet dies für die Planung? Welche Gründe zum Planen gibt es in Zeiten multipler Krisen? Kann Planung mit ungewissen Zukünften agieren – oder nur reagieren – und wie? Zudem benötigen die meisten Bewältigungsstrategien der Krisen mehr Raum: Die Pandemie fordert mehr Abstand für „social distancing“, Migration braucht Wohnraum, Kriege zerstören Stadträume, Landschaften und beanspruchen mehr Militärflächen, Flüsse brauchen Ausdehnungsgebiete bei Hochwasser. Die Baulandkommission empfiehlt aktive Bodenpolitik für deutsche Kommunen, das Nettonullziel im Flächenverbrauch ist in weiter Ferne, die gerechte Aufteilung des öffentlichen Straßenraums wird zum Verteilungskampf verschiedener Mobilitätsformen. Kurz: Planen braucht also auch Grund und Boden. Diese Flächen sind im Eigentum diverser Eigentümerinnen und Eigentümer. Sie sind gewidmet, ihre Planbarkeit ist festgeschrieben – doch sind die Zwecke noch die richtigen? Die Anerkennung und Berücksichtigung vielfältiger Interessen und humaner wie non-humaner Perspektiven erhöhen die Komplexität.

Die Dortmunder Konferenz für Raumplanung 2025 befasst sich mit den grundlegenden Fragen der Planung, mit den Begründungen und dem Grund und Boden: Grund zum Planen in Zeiten multipler Krisen.
[1] Luhmann, N. (2011). Organisation und Entscheidung. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss. S. 231

Keynotes

  • Assoc. Prof. Heidi Falkenbach
    Professorin für Immobilienwirtschaft im Fachbereich Gebaute Umwelt, Aalto-Universität
  • Prof. Dr. Dr. Ortwin Renn 
    Soziologe, Volkswirt und Nachhaltigkeitswissenschaftler
  • Prof. Dr. Richard Norton
    Professor für Stadt- und Re­gio­nal­planung, University of Michigan

Übersicht Beteiligung ILS-Wissenschaftler*innen DOKORP 2025

Montag, 10.02.2025

Dienstag, 11.02.2025

Teilnehmende an Roundtable-Diskussion:

  • Julija Bakunowitsch, Jost Buscher, Dorothee Gangus, Rolf Morgenstern, Dr. Sarah Holzapfel, Ann-Kristin Steines

Moderiert von Stefano Cozzolino und Fabio Bayro Kaiser

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Masterplanning and Complexity Theories of Cities: Discussing the difference between ‘Complexity of Design’ and ‘Design for Complexity
    Stefano Cozzolino
Unter anderem mit folgendem Vortrag:

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Perspektiven von Planer:innen auf Planungskonflikte – eine organisationstheoretische Analyse von Deutungsroutinen in planenden Verwaltungen
    Lea Fischer
Unter anderem mit folgenden Vorträgen:

  • Kommunen als Investoren im Innenstadtumbau – Herausforderungen, Strategien und Schlüsselfaktoren mit Blick auf die Transformation früherer Warenhäuser
    Nina Hangebruch
  • Marginalisierte Bevölkerungsgruppen in der Innenstadt-Entwicklung: Bestandsaufnahme für die großen Großstädte in Deutschland
    Frank Osterhage, Helena Becker
Moderiert von Susanne Frank (TU Dortmund) und Sabine Weck

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Arbeit im Dorfmanagement: Worauf kommt es an?
    Miriam Henjes
Moderiert von Joachim Scheiner (TU Dortmund) und Thomas Klinger

Unter anderem mit folgenden Vorträgen:

  • Welchen Beitrag kann E-Scooter-Sharing zu einem nachhaltigen Verkehrssystem leisten? – Ergebnisse einer systematischen Literaturanalyse
    Janna Albrecht, Sören Groth, Thomas Klinger, Lea Schlinghoff
Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • How can car-reduced urban development become common practice? The role of belief-driven planning
    Annika Schröder
Moderiert von Thomas Hartmann (TU Dortmund), Michael Kolocek und Fabian Wenner (Hochschule RheinMain)

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Grund zum Wohnen, Grund zum Leben: Raumnutzungsansprüche wohnungsloser Menschen – Eine Inhaltsanalyse
    Lea Fischer, Michael Kolocek
Unter anderem mit folgendem Vortrag:

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Die Rolle von Institutionen als Erfolgsbedingungen für soziale Innovation in Transformationsregionen
    Sabine Weck, Angelika Krehl (NIERS)
Moderiert von Joachim Scheiner (TU Dortmund) und Thomas Klinger

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Günstiger Preis, große Wirkung? Eine Panel-Analyse der Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets auf kurz-, mittel- und langfristige Verkehrsverlagerungen
    Matthias Cremer-Schulte (TU Dortmund), Joachim Scheiner (TU Dortmund), Thomas Klinger und Eva Heinen (TU Dortmund, ETH Zürich)
Unter anderem mit folgendem Vortrag:

Mittwoch, 12.02.2025

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Contextualizing Energy Poverty: A Building-Level Analysis of Urban Households in Dortmund
    Hannaneh Jilanialshafty, Shaojuan Xu, Jonas Siethoff, Bastian Heider
Moderiert von Thomas Hartmann (TU Dortmund), Michael Kolocek und Fabian Wenner (Hochschule RheinMain)
Unter anderem mit folgendem Vortrag:

Moderiert von Joachim Scheiner (TU Dortmund) und Thomas Klinger

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • ÖPNV-Erreichbarkeit in deutschen Stadtregionen: Demografische Herausforderungen im Spannungsfeld des Stadt-Land-Gefälles
    Jan Trosin, Victoria Pissulla, Christian Gerten
Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Urban Planning and Energy Renovation Challenges in Dense and “Economically Disadvantaged” Neighbourhoods: Insights from Nordstadt, Dortmund
    Lisa Haag, Stefano Cozzolino, E`Lina Liza
Moderiert von Thomas Hartmann (TU Dortmund), Michael Kolocek und Fabian Wenner (Hochschule RheinMain)
Moderiert von René Westerholt (TU Dortmund) und Tessio Novack

Unter anderem mit folgenden Vorträgen:

  • Comparing walkability assessment applications from a planning perspective – the example of OS-Walk-EU and HeiGIT’s Walkability Index
    Christian Gerten, Tessio Novack, Moritz Schott (HeiGIT), Sebastián Block (HeiGIT) und Kirsten von Elverfeldt (HeiGIT)
  • Better understanding Urban Heat: A Multitemporal and Multivariable Approach for LST Hot Spots
    Jonas Siethoff [KEINE PROFILSEITE], Shaojuan Xu, Bastian Heider
Moderiert von Martin Schulwitz (TU Dortmund) und Thomas Weith

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Erfolgsfaktoren für die kommunale Energiewende: Analyse von Planungsinstrumenten, rechtlichen Rahmenbedingungen und Governance-Strukturen in drei Modellregionen
    Sarah Friese, Jonas Marschall und Thomas Weith
Moderiert von Thomas Hartmann (TU Dortmund), Michael Kolocek und Fabian Wenner (Hochschule RheinMain)

Unter anderem mit folgendem Vortrag:

  • Aktuelle Herausforderungen der Öffentlichen Wohnraumförderung aus bodenpolitischer Perspektive
    Michael Kolocek
Moderiert von René Westerholt (TU Dortmund) und Tessio Novack

Unter anderem mit folgenden Vorträgen:

  • Dynamic Shadow Modeling for Urban Heat Adaption
    Jonathan Landwehr, Jacqueline Radzyk
  • A city-scale 3D thermographic model for building energy efficiency and energy justice
    Shaojuan Xu

Tracks

Track 1: Multiple Krisen im Spiegel der international vergleichenden Pla­nungs­for­schung (DE/EN)
Track 2: Planungs­theorie (DE/EN)
Track 3: „Räume und Raumentwicklung neu denken – Planung in unsicheren Zeiten“ (DE/EN)
Track 4: Grund zum Wohnen (DE/EN)
Track 5: Stadt­entwicklung in Zeiten multipler Krisen (DE/EN)
Track 6: Toleranz, Demokratie und Inklusion – Quartiere als Orte des Zusammenhalts? (DE)
Track 7: Data-based Spatial and Urban Plan­ning in the Digital Era (EN)
Track 8: Green and Blue Infrastructure (EN)
Track 9:  Mobilität und Verkehr (DE/EN)
Track 10: Masterplanning for change: Designing adaptable cities and neighbourhoods. (EN)
Track 11: Neue Paradigmen für mehr Komplexität (DE/EN)
Track 12: Marginalisation and plan­ning in times of multiple crises (EN)
Track 13: Braucht die Energiewende die Raumplanung noch? (DE)
Track 14: Planung für resiliente Städte und Regionen im Klimawandel. Ziele, Akteure, Konflikte und zielführende Ansätze. (DE/EN)
Track 15: Offener PhD-Workshop (DE/EN)
Track 16: Aufruf zur Einreichung von Roundtable-Vorschlägen (DE/EN)

Weitere Informationen finden Sie auch hier.

PhD Tag | 10.02.2025
Am Vortag der DOKORP laden wir alle promovierenden Teilnehmer*innen zu einem gemeinsamen Workshop ein. Der Workshop richtet sich an alle Doktorand*innen, unabhängig von dem Stadium ihrer Doktorarbeit.

Besonders in Zeiten von multiplen Krisen ist auch der Promotionsweg durch Komplexität und Interdependenzen gekennzeichnet und erfordert eine hohe persönliche Resilienz. Die Fähigkeit sich an Unerwartetes anzupassen ist somit ein zentraler Anspruch an zukünftige Forschungsarbeiten, die stärker denn je von inter- und transdisziplinärem Vorgehen geprägt sein werden. Ziel des Workshops ist es, Doktorand*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Forschungsideen, -ergebnisse und -probleme in einer informellen Atmosphäre mit anderen jungen Wissenschaftler*innen auszutauschen. Dies wird durch unterschiedliche, austauschorientierte Formate ermöglicht, die sowohl Inhalte als auch Methoden thematisieren.

Am Vormittag möchten wir mit Euch Eure Methoden diskutieren, am Nachmittag Eure Inhalte.

DOKORP-Exkursion | 10.02.2025
Am Vortag der DOKORP wird auch eine Exkursion zu zwei Zukunftsstandorten in Dortmund angeboten. Start ist gegen 13 Uhr am Dortmunder Hauptbahnhof mit einem Reisebus zur Kokerei Hansa.

Die Kokerei Hansa steht als industriekulturelles Highlight für gelungenen Strukturwandel. Sie ist einer von 27 Ankerpunkten der touristischen Route Industriekultur im Ruhrgebiet; Standort der regionalen Route Ruhrgebiet der European Route of Industrial Heritage (ERIH); und einer der fünf Zukunftsgärten der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027. Thomas Reichling, Amt für Stadterneuerung der Stadt Dortmund, führt uns über das Gelände und berichtet zum aktuellen Stand der IGA-Vorbereitungen.

Gegen 15.30 Uhr wechseln wir zum zweiten Standort, Phoenix-West.

Auf Phoenix-West zeugt der stillgelegte Hochofen des ehemaligen Stahlwerks Phoenix noch vom einstigen Metallindustriestandort, der heute als Technologiepark Phoenix einer der wichtigen Innovationsstandorte Dortmunds ist. Auf Phoenix West sind mit der MST.factory (Mikro- und Nanotechnologie) und dem ZfP (Zentrum für Produktionstechnologie) gleich zwei Kompetenzzentren des TechnologieZentrumsDortmund (TZDO) vertreten. Dirk Stürmer, Geschäftsführer des TechnologieZentrumsDortmund (TZDO) wird uns vor Ort zur historischen und aktuellen Entwicklung des Geländes berichten.

Zum Abschluss kehren wir in die Räumlichkeiten der Bergmann Brauerei ein und lassen den Abend dort ausklingen (auf Selbstzahler-Basis).

Rückfahrt erfolgt eigenständig mit ÖPNV, z.B. über Bahnhof Hörde (U41 in die Dortmunder City, Dauer ca. 12 min.).

Die Dortmunder Konferenz Raum- und Planungsforschung wird von der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund gemeinsam mit der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) und dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) veranstaltet.

Aktualisiert am: 6. Februar 2025