Veröffentlicht am: 5. September 2019

Klimaschutz vor Ort: Vernetzt geht es besser

Projekt KlimaNetze begleitete und vernetze Klimaschutz-Akteure in Bielefeld

Pressemitteilung
5. September 2019

Von der viel befahrene Straße zur Flaniermeile – ein Beispiel aus dem Reallabor „Verkehrsräume umverteilen“ (Bild: ILS)

Von der viel befahrene Straße zur Flaniermeile – ein Beispiel aus dem Reallabor „Verkehrsräume umverteilen“ (Bild: ILS)

Klimaschutz ist längst ein Thema für Städte geworden – das Verbundforschungsprojekt KlimaNetze hat in Bielefeld untersucht, wie durch das bessere Zusammenwirken von Akteuren der lokale Klimaschutz vorankommen kann. Die Ergebnisse werden am morgigen Freitag bei der Abschlussveranstaltung in Bielefeld vorgestellt und diskutiert.

KlimaNetze hat erforscht, wie sich die im lokalen Klimaschutz beteiligten Personen und Organisationen aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung miteinander vernetzen. Gemeinsam haben verschiedene Akteure konkrete Ideen entwickelt und die Zusammenarbeit im und als Netzwerk weiter ausgebaut. „Unser Ziel war nicht nur, die Zusammenarbeit beim städtischen Klimaschutz zu erforschen, sondern auch zu verbessern“, berichtet Projektleiter Dr. Martin Stark vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS).

Das Forschungsprojekt setzte dabei in den vergangenen drei Jahren auf eine Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Mit Hilfe einer sozialen Netzwerkanalyse entstand zunächst ein Überblick über die an Klimaschutzaktivitäten beteiligten Personen und Organisationen. Bei einer Ideen-Werkstatt konnten Bielefelderinnen und Bielefelder ihre Projekt-Ideen einbringen. Zwei dieser Ideen wurden dann auf einer Auswahl-Werkstatt von allen Beteiligten als Reallabore ausgewählt. Dort wurden dann als „Realexperimente“ gezielte Interventionen für den lokalen Klimaschutz entwickelt und erprobt. Reallabore ermöglichen Forscherinnen und Forschern zum einen weiterführende Erkenntnisse über soziale Prozesse zu erlangen, zum anderen soll durch die Experimente als soziale Innovation die Zusammenarbeit von Akteuren vor Ort verbessert werden.

Ein Blick in die Reallabore

Die Reallabore wurden eigenverantwortlich von den beteiligten Bielefelder Bürgern und Bürgerinnen entwickelt und umgesetzt. Das Forschungsteam hat durch Moderation, Konzeptionsworkshops, Reflexion und Beratung unterstützt. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Reallabore hat das Forschungsteam Kommunikationsstrukturen zwischen Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Forschung geschaffen. Unter anderem gab es einen Mitarbeiter des Forschungsteams vor Ort in Bielefeld, welcher als Schnittstelle zwischen den Projektgruppen und der Bielefelder Politik und Verwaltung fungierte und die relevanten Akteure und Aktivitäten vernetzte.

Das Reallabor „Verkehrsräume umverteilen“ zeigte, wie Verkehrsräume auch anders als nur für den Autoverkehr genutzt werden können. Bei einem Aktionstag im September vergangenen Jahres wurde so die zentrale Wilhelmstraße zu einer Flaniermeile. Dieser erste Auftakt diente dazu, mit Anwohnern und Anwohnerinnen und der Politik darüber ins Gespräch zu kommen, wie der öffentliche Raum am Beispiel der Wilhelmstraße zukünftig genutzt und geteilt werden sollte.

Bei dem Reallabor „MobiNetz“ stand in der Projektlaufzeit die Bündelung des ehrenamtlichen Engagements für nachhaltige Mobilität im Fokus. Bisher parallel laufende Aktivitäten flossen erfolgreich in einem Netzwerk zusammen. Es konnte gemeinsam eine Einigung über die zukünftige Ausgestaltung nachhaltiger Mobilität erzielt werden. Gemeinsam bereitet das „MobiNetz“ nun den „Radentscheid“, ein Bürgerbegehren für die Förderung des Radverkehrs, vor.

Sind die Bielefelder Erkenntnisse übertragbar?

Das Format der Reallabore erwies sich als motivierend für die Beteiligten. „Schnell zeigte sich im Bielefelder Projekt, dass die Möglichkeit der Vernetzung gewinnbringend für die Akteure ist und den Klimaschutz vor Ort voranbringt. Diese Erkenntnis ist sicherlich übertragbar auf andere Kommunen“, so Stark weiter. So konnten zum Beispiel Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlich Bereichen oder auch aus verschiedenen Ämtern der Verwaltung über die Zusammenarbeit ein gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufbauen, welches auch für zukünftige gemeinsame Projekte im städtischen Klimaschutz von Nutzen sein kann.

Die Erkenntnisse und praktischen Lösungen aus den Bielefelder Reallaboren wurden auf einem Workshop mit Klimaschutzaktiven aus Darmstadt diskutiert. Hier konnten in Hinsicht auf die Zielrichtung der Reallabore trotz Unterschieden, zum Beispiel in den Verwaltungsstrukturen, einige parallele Entwicklungen herausgearbeitet werden. So gab es in Darmstadt bereits einen Radentscheid und auch eine Initiative zur alternativen Nutzung von Verkehrsräumen.

Die guten Erfahrungen aus KlimaNetze haben gezeigt, dass große Potentiale in der unterstützten Umsetzung von zivilgesellschaftlich motivierten Projektideen im Klimaschutz stecken. In einem Folgeprojekt sollen deshalb die Erfahrungen aus dem Projekt auf sowohl andere gesellschaftliche Handlungsfelder, wie beispielweise Konsum und Ernährung, übertragen werden, als auch auf weitere Kommunen oder Städte transferiert werden.

KlimaNetze ist ein Verbundprojekt der Städte Bielefeld und Darmstadt mit dem ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und den Lehrstühlen für Organisationssoziologie sowie Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen University. Außerdem wirken die Transition Town Initiative Bielefeld, die B.A.U.M Consult GmbH und die Sennestadt GmbH als Praxispartner im Projekt mit. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist Teil des Förderprogrammes „Nachhaltige Transformation urbaner Räume“. Weitere Informationen zum Projekt auf www.klimanetze.de.

Die Pressemitteilung als Download.

Pressekontakt:

Theresa von Bischopink
ILS, Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0231 9051-131
E-Mail: theresa.vonbischopink@ils-forschung.de

Aktualisiert am: 4. September 2019