Veröffentlicht am: 5. August 2019
Wie junge Menschen ihre Stadt gestalten
EU-Forschungsprojekt untersucht Jugendinitiative in Görlitz
Pressemitteilung
Dortmund/Görlitz, 2. August 2019
Aktuell arbeitet die Jugendinitiative an der Entstehung eines Zentrums für Jugend und Soziokultur, genannt RABRYKA (C: ILS)
Was können lokale Initiativen zur Stärkung und zum Zusammenhalt von Regionen und Städten in der Europäischen Union beitragen? Das wurde über ein Jahr lang konkret bei der Jugendinitiative Second Attempt e. V. aus Görlitz untersucht. Innerhalb des EU-Projekts RELOCAL erforschte ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) aus Dortmund, welchen Beitrag der Verein zur Stadtentwicklung in der sächsischen Stadt hat. Die Ergebnisse aus Görlitz sollen nun gemeinsam mit anderen europäischen Fallstudien ausgewertet werden, um Rückschlüsse auf die europäische Strukturpolitik zu ziehen.
„Der Verein Second Attempt ist ein gelungenes Beispiel für eine lokale Initiative von und für junge Menschen, die sich aktiv in lokale und regionale politische Prozesse einbringt und Jugendliche in die räumliche und demokratische Gestaltung ihrer Stadt einbindet“, erklärt die Leiterin des Forschungsvorhabens, Dr. Sabine Weck. Aktuell arbeitet die Jugendinitiative an der Entstehung eines Zentrums für Jugend und Soziokultur, genannt RABRYKA (zusammengesetzt aus den Wörtern „rot“, der Farbe der Fabrikgebäude, und „fabryka“, dem polnischen Wort für Fabrik).
Das Forscherteam stellt bei dem Verein eine hohe Professionalität fest, vor allem im Bereich der Fördermittelakquise und als Teil des Programms „Nachhaltige soziale Stadtentwicklung“, welches mithilfe des Europäischen Sozialfonds (ESF) die Aufwertung des Görlitzer Stadtteils Innenstadt West anstrebt. Die Jugendinitiative konnte sich somit in den vergangenen Jahren zu einem relevanten Stadtentwicklungsakteur von regionaler Bedeutung entwickeln. Gleichzeitig hat der Verein es geschafft, ein offener Anlaufpunkt mit flachen Hierarchien zu bleiben, der eine Vielzahl verschiedener Nutzerinnen und Nutzer anzieht und es jungen Menschen ermöglicht, eigene Projekte zu verwirklichen. Eine wichtige Unterstützung erfährt die Initiative beim Aufbau des soziokulturellen Zentrums durch die Stadt Görlitz. „Stadtregierung und -verwaltung haben erkannt, dass die jungen Menschen andere für ihre Ideen mobilisieren und Fördermöglichkeiten erschließen, die institutionelle Akteure so bisher nicht erreichen konnten“, so Weck.
Das Forscherteam führte Interviews mit den Projektbeteiligten, lokalen Akteuren sowie regionalen und überregionalen Expertinnen und Experten. Dabei wurde auch deutlich, dass transparente und gleichberechtigte Kommunikationsprozesse sowie Vermittler zwischen der zivilgesellschaftlichen und der Verwaltungsperspektive wichtig für eine gelungene Kooperation von Stadt und Verein sind.
Christian Thomas, Vorstandsvorsitzender des Second Attempt e. V., freut sich über die Forschungsergebnisse des ILS: „Die Studie dient uns zukünftig als Argumentationshilfe, die Wirkungsweise in das Gemeinwesen zu belegen und vor allem Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger den Nutzen der RABRYKA zu verdeutlichen. Durch das Forschungsprojekt RELOCAL war es uns außerdem erstmalig möglich, einen objektiveren Eindruck unserer Arbeit zu erhalten und Stimmen von zivilgesellschaftlichen Akteuren zu hören, die ansonsten nicht in den Prozess eingebunden sind. Zusätzlich bestärkt es uns und die Engagierten weiter zu arbeiten und ist eine Honorierung des jahrelangen umfassenden ehrenamtlichen Engagements.“
Neben dem ILS untersuchen zwölf weitere Forschungsinstitute und Universitäten in elf EU-Ländern insgesamt 33 Projekte im Rahmen der RELOCAL-Studie. Ziel ist es, zu beantworten inwieweit eine stärkere Berücksichtigung regionaler Besonderheiten und lokalen Wissens dazu beitragen kann, räumliche Ungleichgewichte in der EU zu verringern.
Die vollständige Studie sowie weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie unter relocal.eu.
Die Pressemitteilung als Download.
Pressekontakt:
Theresa von Bischopink
ILS, Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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E-Mail: theresa.vonbischopink@ils-forschung.de
Aktualisiert am: 6. August 2019